1913 Saalanbau, Bericht der DEUTSCHEN BAUZEITUNG

aus: Zentralblatt der Bauverwaltung, 28. Oktober 1916, Nr. 87

Zwei Herrensitze in Mecklenburg
Architekten: P a u l u s u. L i l l o e in Berlin

Schloss um 1900I. Der neue Saalbau im Schloß Klink in Mecklenburg (Abb. 1 bis 9: Abb.1 Saal im Erdgeschoß mit Blick in den Erker; Abb.2 Saal im Erdgeschoss mit Blick zum Verbindungszimmer, Abb.3 Lageplan, Abb.4 Verbindungszimmer im Erdgeschoß, Abb.5 Kellergeschoß, Abb.6 Erdgeschoß, Abb.7 Neuer Saalbau, Abb.8Obergeschoß, Abb.9 Dachgeschoß) 
Unweit der Stadt Waren in Mecklenburg liegt auf der Landzunge zwischen dem Müritz- und Kölpinsee das Rittergut Klink. Es ist im Besitz des Herrn v. Schnitzler. In den Jahren 1897 bis 1898 wurden hier die Wohn- und Wirtschaftsgebäude nach den Plänen der Architekten Grisebach und Dinklage in Berlin in mustergültiger Weise von Grund auf neu aufgebaut. Außer den zahlreichen Gebäuden zur Bewirtschaftung der umfangreichen Ländereien wurde in dem großen am Müritzsee gelegenen Park auf dessen höchsten Punkt mit weitem Blick über die schöne Umgebung auch das "Schloß" errichtet (vgl. Deutsche Bautzg. 1903, S. 325). Saalanbau ErdgeschossDie Architekten Paulus u. Lilloe, die aus der Firma Grisebach und Dinklage hervorgegangen sind und in deren Überlieferungen in dankenswerter Weise erfolgreich weiter arbeiten, haben im Jahre 1913 das Schloß durch einen Saalbau erweitert. Er sollte in erster Linie in Verbindung mit den alten Wohnräumen für Hausfestlichkeiten heranwachsender Kinder einen Saal im Erdgeschoß aufnehmen. Das Obergeschoß und Dachgeschoß war für Fremdenzimmer bestimmt und das Untergeschoß sollte zur Unterbringung von Leutestuben und eines Leutebades dienen. Die herrliche Aussicht, die man von den alten Wohnzimmern auf den See genießt und die Lage dieser Räume, die beibehalten werden mußte, veranlaßte die Architekten, den neuen Saalbeu im stumpfen Winkel dem vorhandenen Schloß anzugliedern (vgl. Abb. 3). Ein Zwischenbau, der im Erdgeschoß ein ovales Zimmer enthält (Abb. 4) vermittelt den Übergang vom Altbau zum Saalbau und dient als geschickter Ausgleich beim Zusammenschnitt der beiden Bauteile. Außerdem wurde hier noch eine kleine Treppe für die Bedienung des Saales vom Untergeschoß vorgesehen. 
Saalanbau Obergeschoss Im Altbau hat das Untergeschoß selbst mancherlei zweckmäßige Veränderungen im Anschluß an die vorhandenen Wirtschaftsräume erfahren (Abb. 5). Dies gilt auch für das Obergeschoß und für das Dachgeschoß (Abb. 8 u. 9). Im ersteren gruppieren sich jetzt anstatt der früheren Fremdenzimmer drei Kinderzimmer um die große Diele und die Haupttreppe. Die neu eingebaute kleine Diele vermittelt den Zugang zu den neuen Fremdenzimmern über dem Saal, wie auch mittels der kleinen Dielentreppe zu den neuen Gaststuben im Dachgeschoß. 
Badezimmer für die Herrschaft, Gäste und Dienstboten sind in allen Geschossen vorgesehen. Im Dachgeschoß wurden die Gelegenheiten zur Anbringung von Wandschränken in den Fremdenzimmern überall ausgenutzt. 
Der Gesamtbau entspricht jetzt allen praktischen Anforderungen an einem behaglichen, auf Gastlichkeit in reichem Maße eingerichteten Herrensitz. Der vornehmen künstlerischen Ausstattung des Altbaues paßt sich der Saalbau ungezwungen an, so daß der Gesamtbau mit seinen Freitreppenanlagen und den reizvollen an französische Renaissanceschlösser erinnernden Bauformen und Bauteilen, mit seinen Türmchen und Dachfenstern einen befriedigenden einheitlichen Eindrück macht (Abb. 7). Dem Äußeren entspricht in seiner vornehmen Ausstattung das Innere, wobei natürlich der Haupptwert auf den Festsaal gelegt ist (Abb. 1 u. 2). 
Saalanbau Dachgeschoss Das als Vorsaal zum Festsaal zu betrachtende Duchgangszimmer ist streng achsial durchgebildet, sowohl zur Terasse, die es rechtwinklig gegen Norden abschließt, als auch zum großen Wohnzimmer im Altbau. Zwischen den Tür- bzw. Fensteröffnungn sind in den Wandflächen Schauschränke mit Spiegelscheiben und künstlicher Beleuchtung eingebaut, die die kostbare Porzellan- und Glassammlung des Besitzers aufnehmen. In dem Festsaal aber haben kostbare alte Kunstwebereien und wertvolles altes Holzwerk zur Ausstattung der Wände Wiederverwendung gefunden. Der Gesamteindruck dieses Prunkraumes mit seinen schillernden Glaskronenleuchtern und gediegenen Möbeln wirkt trotz seines Reichtums durchaus nicht überladen, sondern vornehm festlich. Eine anheimelnde Wirkung, die den ganzen Bau auszeichnet, ist durch die schönen den Bauformen angepaßten Rokokobildern erzielt, die in der Holztäfelung eingelassen sind. 
Die neue, dem Saal vorgelagerte Terasse steht mit der etwas höher liegenden alten Terassenanlage durch einige Stufen in Verbindung. Eine große, breit angelegte Freitreppe führt von beiden Terrassen auf die Gartenterrasse und von dieser unmittelbar in den großen Park und an den See. 
Saalanbau LageplanDie Kosten für den Umbau des alten Hauses, für den Saalbau und die Terrassenanlagen haben rd. 240 000 Mark betragen, eine Summe, die verhältnismäßig hoch erscheint, die aber durch den sehr reichen und gediegenen Ausbau bei Verwendung nur bester Baustoffe und echter Ausstattungsstücke begründet ist.
Die örtliche Bauleitung hatten die Architekten Paulus u. Lilloe dem Bauführer Kerndt + übertragen (Schluß folgt)

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